Im Rahmen meiner Sommertour habe ich mir in diesem Jahr Projekte an unterschiedlichen Orten Niedersachsens angeschaut, die in Städten und Gemeinden unseren sozialen Zusammenhalt sichern. In Zeiten klammer Kassen stehen genau diese Projekte vielerorts auf der Kippe, obwohl sie einen zentralen Beitrag zum Zusammenleben innerhalb unserer Demokratie leisten.
In Osnabrück habe ich das Johannis-Quartier und das Nette-Quartier besucht. Dort wird mit Hilfe von integrierter Quartierarbeit der soziale Zusammenhalt gestärkt und so die Lebensqualität der Anwohnenden verbessert.
Im Johannis-Quartier zeigt sich die besondere Herausforderung, den Bereich von einer eher gewerblich geprägten Zone zu einem lebenswerten Wohnquartier zu transformieren. Das Gebiet, das in der Vergangenheit unter dem Kaufhaussterben und gescheiterten Umbauprojekten gelitten hat, kämpft mit Leerständen und einem verfallenden Stadtbild. Dies hat nicht nur die Geschäftswelt, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner beeinträchtigt. Besonders auffällig sind die hohe Kinderarmut und die sozialen Probleme, die aus der prekären Situation resultieren. Das Johannis-Quartier ist Kriminalitäts- und Drogen-Hotspot.
Der neue Ansatz im Johannis-Quartier verfolgt eine umfassende Quartiersentwicklung, die nicht nur wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt, sondern auch die soziale Infrastruktur und das nachbarschaftliche Zusammenleben stärkt. „Interkultureller Wohlfühlort mit inhaber*innengeführten Geschäften“ – das Motto spiegelt den Wunsch wider, das Quartier als lebendigen, inklusiven Ort zu gestalten. Dabei geht es im Zweifel gerade auch erst einmal darum mehr Mülleimer aufzustellen, dort, wo sie wirklich gebraucht werden und mit dem Stadtteilbüro eine Anlaufstelle und ein offenes Ohr zu schaffen. Auch Stadtteilfeste organisiert der Sozialarbeiter, der von der Stadt Osnabrück beschäftigt wird.
Andere Herausforderungen und Arbeitsschwerpunkte gibt es im Nette-Quartier in Osnabrück. Hier werden die Stadtteile Dodesheide, Haste und Sonnenhügel miteinander verbunden. Die Stadt Osnabrück hat hier 2019 einen Pilotprozess gestartet, bei dem erstmals verschiedene Fachbereiche ressortübergreifend zusammenarbeiten. Das Ziel ist die Entwicklung eines gesamtstädtischen Konzepts für partizipative und integrative Quartiersarbeit.
Ein herausragendes Merkmal des Nette-Quartiers ist die enge Zusammenarbeit mit den Anwohnern. Hier wird großer Wert auf Bürgerengagement gelegt, und die Bewohner werden aktiv in die Gestaltung ihres Umfeldes einbezogen. Die Quartierskoordination fördert den Austausch zwischen den unterschiedlichen Bewohnergruppen und unterstützt die Vernetzung der lokalen Akteure. Die Bevölkerung im Nette-Quartier ist in weiten Teilen bereits im Rentenalter. Es geht auch darum Alterseinsamkeit vorzubeugen und Menschen neue Orte für Betätigung und Begegnungen zu geben.
Beide Projekte, das Johannis- und das Nette-Quartier, verdeutlichen, wie wichtig eine integrative Quartiersentwicklung für den sozialen Zusammenhalt ist. Sie zeigen, dass durch gezielte Maßnahmen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Anwohnenden und lokalen Akteuren positive Veränderungen erreicht werden können. In Zeiten finanzieller Engpässe und sozialer Herausforderungen sind solche Projekte von unschätzbarem Wert. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag dazu, dass unsere Städte lebendig bleiben, und fördern das Miteinander und den Zusammenhalt vor Ort.